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1. Es kann der Gedanke an eine starke, beeindruckende Handlung sein, die der Sterbende einst begangen hat, und die jetzt in seinem Geist in Erinnerung gerufen wird.

2. Es kann eine beeindruckende Handlung der Vergangenheit sein, die sich in Form eines Symbols[1] dieser Handlung im Geist zeigen kann. Nehmen wir an, jemand hat Geld aus einem Geldschrank gestohlen, so wird sich ihm vielleicht das Bild des Geldschranks zeigen.

3. Diese starke beeindruckende Handlung der Vergangenheit, kann auch durch ein Zeichen oder einen Hinweis auf den Ort seiner ‘neuen Geburt’ ins Gedächtnis gerufen werden. Einem Mörder zum Beispiel zeigt sich das Feuer der Hölle; und jemand, der viel Gutes getan hat, hört vielleicht himmlische Musik. Dies nennt man das Zeichen der Bestimmung[2]. Es ist ein Symbol des Ortes der neuen Geburt.

Diese drei Arten von Gedanken-Inhalten, die sich der Sterbende nicht bewußt aussuchen kann, nennt man auch ‘Todeszeichen’. Eins dieser drei Zeichen wird sich im Moment des Todes sehr klar und lebhaft im Bewußtsein des sterbenden Menschen zeigen. Je nachdem wie er gelebt hat.

Die Abfolge dieser letzten Gedanken ist äußerst wichtig, weil sie die Qualität der nächsten Existenz gestalten. Danach erst folgt der allerletzte Gedanke, oder das sogenannte ‘Sterbe-Bewußtsein’ (cuti citta).

(Es ist vergleichbar mit den letzten Gedanken, die jemand hat, bevor er schlafen geht. Einer dieser letzten Gedanken kann auch wieder der erste Gedanke sein, wenn er aufwacht. Keine fremde oder willkürliche Macht wird dies für ihn vollbringen. Er tut es für sich selbst, auch wenn es noch so unbewußt geschieht).

Welches Kamma bringt den letzten Gedanken zum Entstehen?

1.    Die wichtigste Handlung, die ein Mensch in seinem Leben gewirkt hat, ob heilsam oder unheilsam, wird den letzten Gedanken-Moment seines Lebens bedingen. Diese Art der Handlung nennt man das ‘Gewichtige Kamma’[3].

2. In den meisten Fällen wird die Art von Handlungen zum letzten aktiven Gedanken, die ein Mensch während seines Lebens gewohnheitsmäßig ausgeübt hat, oder zu denen er sich am meisten hingezogen fühlt. Die grundlegenden oder maßgebenden Gedanken seines Lebens werden im Moment des Todes herausstechen. Dies nennt man ‘Häufig geübtes Kamma’.[4]

3. Das ‘Sterbenahes Kamma’[5]: In buddhistischen Ländern gibt es die Tradition, daß ein sterbender Mensch Gaben dem Orden der Mönche offeriert. Es werden heilige Texte rezitiert, um dem Sterbenden dabei zu helfen, einen heilsamen letzten Gedanken-Moment zu haben. Aber die machtvollen eingefleischten Gewohnheiten können dazwischen kommen, egal wieviel fromme Mönche ihm das letzte Geleit geben. Die Erinnerung an eine unheilsame Handlung, die oft und gewohnheitsmäßig ausgeübt wurde, kann trotzdem in sein Bewußtsein dringen und so sein letzter Gedanke werden. Das Gegenteil kann auch passieren. Wenn einige der letzten Handlungen oder Gedanken eines Sterbenden sehr unheilsam sind, egal wie gut oder heilsam er vorher sein Leben gelebt hat, dann wird dieser letzte Gedanke sehr machtvoll sein. Es kann sein, daß dieser letzte ‘schlechte’ Gedanke es verhindert, die gewohnheitsmäßig ‘guten’ Gedanken ins Bewußtsein einzulassen.

Im Falle der Königin Mallika, der Frau des Königs Pasenadi, zur Zeit des Buddhas, soll dies so gewesen sein. In ihrem Leben vollbrachte sie viele gute Taten, jedoch im Moment ihres Todes kam die Erinnerung an eine einzige schlechte Tat in ihr Bewußtsein. Als Resultat davon wurde sie für sieben Tage in einem Bereich des Elends wiedergeboren. Die Wirkungen ihrer guten, heilsamen Handlungen waren allerdings nur kurzfristig aufgeschoben.

4. Es gibt eine vierte Art Kamma, das den letzten Gedanken zum Entstehen bringen kann. Diese vierte Art ist dann maßgebend, wenn keines der drei vorher beschriebenen Kammas zum tragen gekommen ist. In diesem Falle wird eine aufgespeicherte ‘Reserve’ aus einem vergangenen Leben ins Bewußtsein gezogen. Dieses Kamma nennt man ‘Aufgespeichertes Kamma’[6].

(Dieser letzte Gedanken-Prozeß[7] geht durch die gleichen Stufen eines Vorgangs wie jeder andere Gedanke auch. Mit einem Unterschied: Während der Wahrnehmungsvorgang bis zur vollständigen Kenntnisnahme eines normalen Gedanken sieben Geist-Momente dauert, dauert dieser letzte Gedanke nur fünf Geist-Momente.)

An dieser Stufe des Wahrnehmungsvorgangs wird der Sterbende das ‘Todes-Zeichen’ vollständig verstanden haben. Dann folgt die Stufe des ‘registrierenden Bewußtseins’[8], das heißt der Moment, wo das ‘Todes-Zeichen’ identifiziert worden ist. Dieses Bewußtsein dauert zwei Gedanken-Momente und vergeht. Dann erreicht der Sterbende die Stufe, die man Todes-Bewußtsein[9] nennt.

Dann tritt der Tod ein!

[1]Kamma nimitta.[2]Gati nimitta.´[3]Garuka kamma.[4]Âcinna Kamma.[5]Âsanna Kamma.

[6]Katattâ Kamma.[7]maranâsanna javana vithi.[8]tadâmblana[9]cutti citta.

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